10.02.2017
Seit rund 40 Jahren begeistert Gianna Nannini auf der Bühne und auf dem Plattenteller die Fans mit ihren eingängigen und rockigen Songs. N°1 hat die nimmermüde Revoluzzerin mit der erdig-kratzigen Stimme anlässlich ihres Auftritts im Kings Club im St. Moritzer Nobelhotel Palace getroffen und sich mit ihr über die Musik und das Leben unterhalten.
Etwas mehr als 20 Jahre ist es nun her, seit ich von einer Nachbarin, die damals unter mir hauste, eine Platte geschenkt bekommen habe. Nein: nicht „Gianna Nannini“. Der Grund für die unverhoffte Gabe, eine Platte der Dire-Straits, war aber tatsächlich das 1988 erschienene Album „Malafemmina“ der italienischen Rockröhre. Das Geschenk selbst wiederum kein uneigennütziges: Denn über Stunden und Tage perforierte ich mit meinem alten Dual das ganze Haus und das Gehör der ansonsten wohlwollenden Nachbarin mit dem geliebten Sound der italienischen Kratzbürste.
Viel hat’s nicht geholfen: Hie und da vielleicht erklang das sanftmütige „Brothers in Arms“ mit Mark Knopflers kultivierter Stimme durch die Wände, Gianna Nanninis warmherzigen, kratzigen und kraftvollen musikalischen Protest aber liess ich mir nicht nehmen. Und das bis heute nicht. Über all die Jahre hin blieb mir die 1954 in Siena geborene Singer und Songwriterin eine treue Begleiterin durch fröhlich ausgelassene Tage, einsame Stunden und romantische Zweisamkeit.
Dass sich die energiegeladene italienische Raubkatze jahrzehntelang auf den europäischen Bühnen und in den Wohnzimmern von Jung und Alt gehalten hat, ist eigentlich kaum verwunderlich: Da sind zum einen die ungebrochene Power, die ungekünstelte Nähe zum Publikum und die sympathische Authentizität der Sängerin und Komponistin und zum anderen die einfühlsame Intelligenz der Texte sowie die musikalische Qualität und die Stringenz der Kompositionen. Auch dies ist wenig erstaunlich, hat doch die Verfasserin von Welthits wie etwa „Profumo“, „Bello impossibile“ oder „Ragazza dell Europa“ in frühen Jahren Literaturwissenschaft, Philosophie und klassisches Klavier studiert. Nicht zu vergessen auch die kluge und respektvolle Hommage an Janis Joplins „Me and Bobby McGee“. Und natürlich viele andere Hits auf LP’s und in zahlreichen Filmen, die ganzen
Generationen unvergessen bleiben.
Etwas in die Jahre gekommen und dennoch keinen Tag älter vermochte Gianna Nannini mit Power, Stil und wundervoller Stimme an jenem kalten Januarabend 2017 auch die Gäste des King’s Club in St. Moritz zu begeistern.
Und trotz Auftritt, Konzentration und Hektik hat sich die Rocklady etwas Zeit für uns genommen. Lesen Sie das Interview in der Printversion.